Dahoam im Arberland
 

Andrea & Uli Gürster – OK ARBER Bayerischer Wald

Über die Organisation:

Unter dem rechtlichen Dach der ARBERLAND REGio GmbH sorgt das Organisationskomitee ARBER Bayerischer Wald, kurz OK, seit 2015 dafür, dass der internationale und nationale Biathlonzirkus in regelmäßigen Abständen im Landkreis Regen gastiert. Im Hohenzollern Skistadion finden sowohl Zuschauer als auch Athleten aus aller Welt optimale Rahmen- bzw. Wettkampfbedingungen vor, um sich vom Rennen um die Plätze auf dem Treppchen mitreißen zu lassen. Das Highlight in der bisherigen Veranstaltungschronik des OK dürfte die Europameisterschaft sein, die 2022 ins ARBERLAND geholt werden konnte. Mehr Infos (inkl. Helferformular): https://www.biathlon-dahoam.de/ und auf den Social-Media-Kanälen des OK ARBER Bayerischer Wald

Im Ehrenamt trifft nicht nur Jung auf Alt – auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Talenten, kulturellen Wurzeln und sozialen Hintergründen finden zusammen und machen gemeinsam unser schönes ARBERLAND ein Stück lebens- und liebenswerter. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Engagement-Projekten und -Bereichen wider: Vom Generationengärtner, über die Familienpatin, den Platzwart und Popmusikbeauftragten bis hin zum Klinikclown – die Liste an Möglichkeiten ist lang, die Welt positiv mit zu verändern. Damit auch im ARBERLAND jeder, der will, das Ehrenamt findet, das zu seinen individuellen Interessen, Fähigkeiten und Zeitressourcen passt – dafür sorgt unter anderem Ehrenamtsförderin Maria Schneider vom Landratsamt Regen. „Das Ehrenamt im Landkreis ist vielfältig – darauf sind wir stolz! Und damit das auch so bleibt, müssen wir diese Besonderheit nicht nur feiern, sondern auch fördern. Um andere zu inspirieren und zu motivieren, sich – in welcher Form auch immer – ebenfalls zu engagieren, möchten wir die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler erzählen.“

Anfang des kommenden Jahres herrscht wieder Hochsaison im Hohenzollern Skistadion am Fuße des Großen Arber auf 950 m Höhe: Der IBU-Cup steht am 1. und 3. Februar ins Haus, gefolgt vom Deutschen Schülercup und dem Deutschlandpokal. Darum, dass all diese Biathlon-Wettkämpfe erstens stattfinden können und zweitens reibungslos ablaufen, kümmert sich das Organisationskomitee ARBER Bayerischer Wald, dem auch Andrea und Uli Gürster angehören. Seit sie als ehrenamtliche Helfer dabei sind, haben sie kaum eine Biathlon-Großveranstaltung „dahoam“ verpasst.

 

Wodurch wurde Ihr Interesse für Ihr Engagement beim OK geweckt?

Uli Gürster: Wir sind grundsätzlich eine sportbegeisterte Familie und durch meine aktive Zeit als Jugendlicher im BSV-Kader und Andreas Bruder, der dem Sport ebenfalls mit Leidenschaft nachging, war die Verbindung zum Biathlon bei uns beiden schon immer irgendwie da. Als 2014 unser langjähriger Bekannter Sepp Schneider Pläne schmiedete, die Biathlonveranstaltungen in der Region wiederzubeleben, fackelten wir nicht lange und sicherten ihm unsere Mithilfe zu. Natürlich brauchte er aber noch weitere Unterstützung.

Andrea Gürster: Und deshalb luden wir ihn zum TSV Regen ein, wo wir beide in der Sparte Ski – ich als stellvertretende Vorsitzende – aktiv sind, um für seine Idee werben zu können. Dort – und später auch noch in anderen Vereinen der Umgebung – stieß sein Vorhaben auf so große Begeisterung, dass ein Jahr später, also 2015, das Organisationskomitee ARBER Bayerischer Wald gegründet werden konnte. Aus verschiedenen Gemeinden des Landkreises – Böbrach, Arnbruck, Regen und Bodenmais zum Beispiel – meldeten sich Freiwillige, die, wie wir, mitwirken wollten. Biathlon wurde zu dieser Zeit generell deutschlandweit sehr gehypt.

Seitdem finden regelmäßige Wettbewerbe statt. Wo ist währenddessen Ihr Platz im Stadion?

Uli Gürster: Beim Biathlon gibt es mit Start/Ziel, Strecke und Schießstand gleich mehrere Bereiche, die an Wettkampftagen mit Freiwilligen zu besetzen sind. Allein am Schießstand, den Andrea und ich hier im Hohenzollern Skistadion lange Zeit mitbetreut und -gestaltet haben, werden um die 30 helfenden Hände benötigt: von Protokollschreibern, über diejenigen, die die Matten kehren, bis hin zu denen, die die Schießscheiben oder die Automaten bedienen.

Andrea Gürster: Bis vor zwei Jahren waren diese Automaten auch unser jährlicher Einsatzort. Dann ist uns angeboten worden, die Kampfrichterausbildung samt Prüfung zu absolvieren. Eine Chance, die wir gerne – und dankbar – ergriffen haben. Ich wurde als Wettkampfsekretärin angelernt und übernehme seitdem des Öfteren die Aufgaben im Wettkampfbüro. Uli hat jetzt die offizielle Erlaubnis, den Schießstand bei nationalen Wettkämpfen zu leiten.

Der Biathlonsport hat nach wie vor viele Fans. Haben Sie Probleme, Freiwillige für die Veranstaltungen zu finden?

Uli Gürster: Leider ja. Von dem anfänglich euphorischen und großen Helferteam ist heute de facto kaum mehr jemand dabei. Vereinzelte kommen noch zu den namhaften Veranstaltungen – IBU-Cup, Europameisterschaft –, aber bei Wettkämpfen im Schülerbereich oder beim Deutschlandpokal sieht es mit ehrenamtlicher Unterstützung mau aus. Wir spüren außerdem das Problem der Überalterung: Junge Freiwillige kommen kaum mehr nach, langjährige Mitstreiter hingegen – wie ein inzwischen über 85-jähriges Ehepaar – scheiden altersbedingt aus. Um manche Wettbewerbe trotz Mangel an personellen Ressourcen noch professionell durchführen zu können, stellt uns dankenswerterweise die Firma Streicher seine Azubis als Helfer zur Verfügung.

Andrea Gürster: Viele engagieren sich leider nur einmalig, etwa zur Europameisterschaft, und bleiben nicht langfristig dabei. Hinzu kommt, dass zwar die Wettkämpfe an den Wochenenden, die Events an sich – mit der Anreise der Sportler etc. – aber bereits unter der Woche beginnen. Ich muss als Fachlehrerin immer eine Dienstbefreiung beantragen, um meine Tätigkeit als Kampfrichterin ausführen zu können. Die befreiten Stunden an der Schule hole ich dann durch die Mehrarbeit in den Prüfungswochen nach. Uli arbeitet in leitender Funktion bei einem Softwareunternehmen in München und jongliert seine Termine und seinen Urlaub so, dass er ebenfalls dabei sein kann.

Sie machen das jetzt seit fast 10 Jahren. Haben Sie je überlegt, das Handtuch zu werfen?

Andrea Gürster: Nein, ans Aufhören haben wir nie gedacht, weil es für uns eine schöne Abwechslung zum Alltag darstellt. Klar ist die Wettkampfzeit auch mit Stress verbunden. Wer bringt währenddessen unsere beiden Kinder in die Schule bzw. in den Kindergarten und kann sie danach auch wieder abholen und beaufsichtigen? Wie machen wir es, wenn unsere Julia parallel ebenfalls einen Wettkampf hat? Das erfordert einiges an Organisationstalent und familiärem Rückhalt, den wir Gott sei Dank auch erfahren dürfen. Ich persönlich schätze aber die Gemeinschaft, die wir uns über all die Jahre aufgebaut haben. Egal ob Helfer, Athleten, Trainer, Verantwortliche – man kennt sich, arbeitet gut zusammen und pflegt einen herzlichen Umgang. Deshalb freuen wir uns immer auf den Winter, wenn wir dem ein oder anderen wieder begegnen.

Uli Gürster: Nach wie vor haben Biathlonwettkämpfe im TV ja hohe Einschaltquoten. Als Helfer im OK bist du immer mittendrin, kannst hinter die Kulissen des Biathlonsports blicken, Sportler und Trainer live erleben und all das sehen, was nicht ausgestrahlt wird. Einige Athleten beispielsweise, die wir vor ein paar Jahren noch hier beim IBU-Cup mit wenigen Metern Abstand ihre Runden drehen haben sehen, nehmen inzwischen am Weltcup teil – das ist schon besonders. Und jedes noch so kleine Rädchen im Veranstaltungsgetriebe ist wichtig, um einen fairen Wettkampf zu garantieren. Im Team ist für jeden, der helfen mag Platz und Aufgaben gibt es ohnehin genügend – einfach über die Homepage melden!

 

>> Mehr Informationen zum Unterstützungsangebot der Ehrenamtsförderung ARBERLAND und die Engagementmöglichkeiten in der Region: www.ehrenamt-im-arberland.de

Das Regionalmanagementprojekt „Ehrenamtsförderung ARBERLAND“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.