Dahoam im Arberland
 

Gerhard Zeitlhöfler, Helmut Dietl und Doris Rackl - Bayronman e.V.

Über den Verein: 2009 auf Initiative von Wolfgang „Wuggi“ Zeitlhöfler und zwölf Freunden gegründet, versteht sich der Kollnburger Bayronman e.V. als Breitensportverein für die klassischen Triathlon-Disziplinen Laufen, Radfahren und Schwimmen. Einen unverkennbaren Bayerwald-Twist bekommen diese Sportarten durch Bergläufe, Mountainbike-Touren und den Höllensteinsee als Trainingsgewässer. Aktuell zählt der Verein etwas mehr als 130 Mitglieder – aus dem Landkreis Regen und weit darüber hinaus – jeden Alters und jedweder sportlicher Provenienz.

Hilfe in der Not, Begleitung sozialer Einrichtungen, Bewahrung des gesellschaftlichen Miteinanders, Kulturförderung – die Liste des freiwilligen Engagements und der Menschen dahinter ist lang.

Die projektbegleitende Kurzumfrage „Ehrenamt im ARBERLAND in Zeiten von Corona“ hat hervorgebracht, wie der anhaltende Lockdown von heimischen Vereinsmitgliedern erlebt wird: Der Druck durch brachliegende Vereinstätigkeiten und fehlende Einnahmen steigt und die digitale Kommunikation ist für manche eher Problem als Lösung. Die wachsende Angst vor der Post-Pandemie und das Ausschauhalten nach einem Silberstreif am Horizont gehen Hand in Hand. Dennoch besteht Hoffnung auf eine Besserung der Situation. Man arbeitet mit ungebrochenem Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und Flexibilität. „Wir möchten die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler*innen erzählen und damit auch andere motivieren, dabeizubleiben und ihr unschätzbares Wirken in der Gesellschaft in schweren Zeiten nicht aufzugeben“, erklärt Ehrenamts-Ansprechpartnerin Maria Schneider vom Regionalmanagement der Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio GmbH.

„Ois Easy – Dieses Motto hat auch und gerade jetzt Gültigkeit“

„Ein Triathlon-Verein, irgendwo zwischen Bayerwald-Geselligkeit und Ironman-Ambitionen, der den Unsportlichsten aus seinen Reihen zum Vorstandsvorsitzenden gewählt hat“, so lautet Gerhard Zeitlhöflers augenzwinkernde Beschreibung des Kollnburger „Bayronman e.V.s“ Und weil sich der selbsternannte „Vereinsveteran“ und Vater des jung verstorbenen Gründers Wolfgang „Wuggi“ Zeitlhöfler bald zur Ruhe setzen möchte, hat er neben Vizevorstand Helmut Dietl auch Sportwartin Doris Rackl zum Video-Interview mitgebracht. Gemeinsam ließ das umtriebige Trio die vergangenen Monate aus Vereinssicht Revue passieren...

Frau Rackl, Herr Zeitlhöfler, Herr Dietl, wo sportliche Gruppenaktivitäten selbst im Freien untersagt sind und auch der übliche Wettkampfkalender leergefegt ist, konnten die Bayronmen da überhaupt noch ihren Vereinsaufgaben nachgehen?

Helmut Dietl: Die Situation ist natürlich mit zunehmender Dauer keine einfache. Wie überall im Leben geht „a bissl wos“ mit Findigkeit und engagierten Mitstreiter*innen aber „ollawei“. Unser sechster „Wuggi-Triathlon“ 2020 beispielsweise, den wir zu Ehren von Wolfgang aus der Taufe gehoben haben, wurde halb-digital durchgeführt: Da unser üblicher Austragungsort, der Höllensteinsee, aufgrund geltender Hygieneschutzbestimmungen keine Option war, haben wir die angemeldeten Teilnehmer*innen dazu aufgerufen, einen eigenen Triathlon – allein oder gemeinsam mit einer Gruppe – bei sich zu Hause durchzuführen. Schnupper-Distanz: 300 Meter Schwimmen, zwölf Kilometer Mountainbiken, fünf Kilometer Laufen – oder die „Wuggi-Distanz“: 1.000 Meter Schwimmen, 24 Kilometer Mountainbiken, zehn Kilometer Laufen. Die Leute sollten uns daraufhin Streckenbeschreibungen, Fotos, Videos und Trackings von ihrem persönlichen Triathlon zuschicken. Wer die meisten Jury-„Likes“ erhielt, wurde „Corona“-Bayronman 2020. Diese Lösung hat nicht nur unserem sportlichen Eifer Rechnung getragen, sondern vor allem dem Spaß-Faktor, der bei jedem „Wuggi-Triathlon“ im Vordergrund stehen soll. Falls die Lage sich bis Juli 2021 nicht gravierend verbessert, werden wir auch die heurigen Wettkämpfe auf diese Art gestalten. Die ganz Großen, z.B. der „Wings for Life World Run”, machen es ähnlich: Die Läuferinnen und Läufer starten rund um den Globus zeitgleich dort, wo sie eben gerade sind. Parallel wird die entsprechende App aktiviert. Eine halbe Stunde später setzt sich das virtuelle „Catcher Car“ in Bewegung und nähert sich mit steigender Geschwindigkeit. Für diejenigen, die das „Catcher Car“ erreicht, ist das Rennen beendet. Wer nicht eingeholt wird, gewinnt. Alle Einnahmen aus dem App-Verkauf und Spenden kommen zu 100 Prozent der gemeinnützigen Stiftung „Wings for Life“ zugute. Wir selbst waren vergangene Woche übrigens mit 20 Bayronmen und dem Team von XC-RUN am Start.

Doris Rackl: Neben der Wettkampfseite haben wir aber auch innerhalb des Vereins viel getan, um die Kommunikation und die gewohnt gute Stimmung aufrechtzuerhalten. Wir waren zum Beispiel einer der ersten heimischen Vereine, der seine Jahreshauptversammlung digital abgehalten hat. Dies gilt auch für unsere monatlichen Treffen, die allerdings mit immer weniger Eifer besucht werden...

Gerhard Zeitlhöfler (lacht): Sonst finden sie jeden ersten Mittwoch im Monat in der Viechtacher Pizzeria „Mille Gradi“ statt. Ich selbst lasse das Schwimmen vorher gerne aus und leiste meinen kompetitiven Beitrag beim Essen...

Doris Rackl: Ansonsten haben wir im Advent auf den umliegenden Bergen Nikolaus-Sackerl  ausgelegt, einen Faschingsfoto-Wettbewerb durchgeführt – und da wären natürlich auch noch die Wandersteine: 60 davon wurden mit dem Bayronman-Logo, einem Ostergruß und unserer Internetadresse versehen und dann auf dem Kronberg, Kreuzhaus und Pröller „ausgesetzt“. Aufgabenstellung für alle Bayronmen war, den Kieselsteinen beim Wandern, Laufen oder Mountainbiken eine neue Heimat zu geben und das Ganze fotografisch zu dokumentieren. Seit unsere vereinsinterne Aktion abgeschlossen ist, dürfen auch Nicht-Mitglieder – noch bis Pfingstmontag – Wandersteinbilder einschicken. Es winken attraktive Preise!

Wo kommt Ihr persönliches Engagement her?

Helmut Dietl: Wenn ich da für mich und den langjährigen, eingefleischten Kern sprechen darf: Uns hat Wolfgang mit seiner positiven Energie und dem Motto „Ois Easy“ angesteckt. Bereits vor der Vereinsgründung waren wir sportlich sehr aktiv und haben dann irgendwann gemeinsam an Triathlons, Rad- und Laufwettbewerben teilgenommen. Als der „Wuggi“ 2013 unvermittelt verstarb, geriet das Vereinsgefüge ins Wanken und die Mitglieder brachen eines nach dem anderen weg. Weil wir aber nicht nur „Wuggis“ Erbe, sondern auch die Freude, die der Sport uns allen geschenkt hatte, am Leben erhalten wollten, haben wir Gerhard mit ins Vorstandsboot geholt und uns noch stärker engagiert. Mit Erfolg. Heute zählt die Statistik über 130 Mitglieder und „Wuggis“ Traum vom eigenen Triathlon im Landkreis Regen ist wahr geworden.

Doris Rackl: Gerade in Corona-Zeiten, da unsere Kontakte sich auf den engsten Familienkreis und Arbeitskolleg*innen beschränken, ist es wichtig, weiterhin Gemeinschaft zu spüren. Ich hätte mir keinen schöneren Zufall vorstellen können, als den, dass mein Mann und ich – zwei Jogger im Grunde – gemeinsam mit Gleichgesinnten unser Hobby vertiefen und noch weitere Disziplinen kennenlernen durften. Dabei sagt man diesen Sportarten immer nach, dass es nur Einzelkämpfer und Individualisten gäbe. Ich hingegen erlebe wirklich einen narrischen Zusammenhalt ohne Streit und böse Worte. Mittlerweile habe ich Schwimmen gelernt und von Sprints bis Triathlons alles durchgemacht, nicht irgendwelcher Rekorde wegen, sondern weil es miteinander so eine Gaudi ist.

Wie sehen Ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft des Vereins, für die Sportlerinnen und Sportler, aus?

Gerhard Zeitlhöfler: Unser Verein zählt neben den „Positiv-Verrückten“, die aufgrund ihrer Leistungen in der Zeitung zu bewundern sind, auch 46 hervorragende Mädchen und Jungen, darunter die TriKids. Auf diesen Nachwuchs sind wir nicht nur unheimlich stolz, wir möchten ihn auch künftig durch spannende Aktionen begeistern. Bei allen Angeboten, die wir hier aktuell im halb-digitalen Bereich und via Social Media machen können, fehlt der physische Kontakt aber immer stärker. Dies gilt für die Mitgliedergewinnung ebenso wie für's Training. Gern würden wir zum Beispiel Anfängerschwimmkurse abhalten, das verbieten die Abstandsregeln jedoch.

Unsere große Hoffnung ist es deshalb, bald wieder persönliche Nähe und die gewohnte sportbegleitende Geselligkeit erleben zu dürfen. Bisher konnten wir es verhindern, aber kaum eine Vorstellung finde ich trauriger, als Mitglieder, die sich aufgrund eines vermeintlichen Konditionsverlustes nicht mehr ins Training trauen und dann entweder allein oder gar nicht mehr weitermachen. Genauso greislig sind Wettkämpfe, bei denen man lieblos von Weitem eine Medaille umgeworfen bekommt. Wenn wir unseren „Wuggi-Triathlon“ ausrichten und hinterher nicht „Ois Easy“ sein kann, so wie Wolfgang das immer gewollt hat – mit positiver Stimmung, neuen Kontakten und einer zünftigen Feier –, dann haben wir unser Ziel als Ausrichter und als Verein völlig verfehlt.

Das Regionalmanagement-Projekt „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.