Dahoam im Arberland
 

Bernhard Hackl und Kurt Joachimsthaler - Musik und Kultur Frauenau e.V.

Über den Verein: Traditionell über die Sommermonate – zuweilen jedoch bis in den Herbst oder im Rahmen einer adventlichen Sitzweil – richtet der „Musik und Kultur Frauenau e.V.“ seit 16 Jahren Konzerte und Kabarettveranstaltungen im und rund um das örtliche Glasmuseum aus. Man versteht sich außerdem – halb stolz, halb scherzhaft – als Karrieresprungbrett der Kabarettisten Helmut A. Binser und Christine Eixenberger.

Hilfe in der Not, Begleitung sozialer Einrichtungen, Bewahrung des gesellschaftlichen Miteinanders, Kulturförderung – die Liste des freiwilligen Engagements und der Menschen dahinter ist lang.

Die projektbegleitende Kurzumfrage „Ehrenamt im ARBERLAND in Zeiten von Corona“ hat hervorgebracht, wie der anhaltende Lockdown von heimischen Vereinsmitgliedern erlebt wird: Der Druck durch brachliegende Vereinstätigkeiten und fehlende Einnahmen steigt und die digitale Kommunikation ist für manche eher Problem als Lösung. Die wachsende Angst vor der Post-Pandemie und das Ausschauhalten nach einem Silberstreif am Horizont gehen Hand in Hand. Dennoch besteht Hoffnung auf eine Besserung der Situation. Man arbeitet mit ungebrochenem Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und Flexibilität. „Wir möchten die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler*innen erzählen und damit auch andere motivieren, dabeizubleiben und ihr unschätzbares Wirken in der Gesellschaft in schweren Zeiten nicht aufzugeben“, erklärt Schneider.

„Vereine sind der Motor ländlicher Kommunen“

Die Eröffnung des Glasmuseums Frauenau 2005 ist auch die Geburtsstunde des Vereins für Musik und Kultur: „Wir saßen damals zu siebt beisammen“, erinnert sich Gründungsmitglied Bernhard Hackl, „und dachten: Eine wunderschöne Sache, zweifellos, aber die Aurer werden sich wohl kaum jeweils drei Mal im Jahr eine Ausstellungen ansehen.“ So kam man (maßgeblich Vereinsvorstand Reinhold Simmeth) auf den Gedanken, die Räumlichkeiten durch publikumswirksame Events zu bereichern – und zwar nicht nur „die üblichen Kur- und Standkonzerte, sondern quer durch das musikalische Gemüsebeet, Blasmusik, Jazz, Rock, Comedy und vieles mehr. „Wir haben uns von 15 Zuschauer:innen auf ein Stammpublikum von 100 bis 200 Menschen gesteigert“, freut sich Kurt Joachimsthaler. Er ist das erklärte „Mädchen für alles Vereinsdingen“. „Als uns das Musical-Ensemble von ‚Rocky‘ aus Hamburg gesponsort wurde oder wir die Bayerischen Löwen zu Gast hatten, waren es allerdings auch gerne einmal 400 bis 500 Besucher:innen“, gibt er zu. „Da sind wir dann aber in die Bürgerhalle bzw. ins Freie ausgewichen.“

Wie ist es dem Verein während der Pandemie ergangen, da das Gros der kulturellen Veranstaltungen ins Wasser fallen musste?

Hackl: Ja, das war – wie bei den meisten Menschen – ein Stopp in vollem Lauf. Ich erinnere mich gut, dass wir den Aurer „Superfasching“ noch mit ausrichten konnten, dann mussten wir ab März erst ein, dann zwei, dann drei Konzerte absagen – und schließlich war das gesamte Programm 2020 gecancelt. Weil Reini als langjähriger Musiker und Organisationstalent alles so akribisch geplant hatte, besagte mein Plan, den bereits erstellten Veranstaltungskalender kurzerhand eins zu eins im Jahr 2021 umzusetzen. Ja. Auf diese Gelegenheit warte ich immer noch und befürchte, dass es auch heuer keine Events von unserer Seite aus geben wird. Vergangenes Jahr konnte ich mich noch mit dem Prospekt eines freien Sommers mit Gedankenpause und Vorfreude auf einen Neustart des gesellschaftlichen Lebens arrangieren. Irgendwann fühlte ich mich dann aber nur noch perspektivlos und regelrecht ausgehungert nach unbelastetem menschlichen Kontakt. Da wurde ein einfaches Abendessen mit Freunden und Familie zeitweise schon zum Event.

Joachimsthaler: Wir waren und sind hier wirklich im Zwiespalt: Im Gegensatz zu hauptberuflichen Veranstalter:innen und vielen Künstler:innen befinden wir uns in der komfortablen Lage, dass unser Lebensunterhalt gesichert ist. Mit oder ohne Konzerte. Gerne würden wir aber helfen, die Auftragslage zu sichern. Auf der anderen Seite leben unsere Veranstaltungen vom geselligen Miteinander. Der Ratsch in der Pause, das Schnapserl oder die ausgelassene Tanzeinlage sind unserem Publikum mindestens ebenso wichtig wie das Geschehen auf der Bühne. Wenn es hier signifikante Abstriche gibt, mag keiner mehr hingehen – abgesehen davon, dass wir ausgeklügelte Hygienekonzepte räumlich und personell gar nicht stemmen könnten. Da unsere Konzerte kostenlos angeboten werden, haben wir noch nicht einmal einen Ticketverkauf und wissen daher nie, wie viele Menschen tatsächlich kommen. Das allein wäre Corona-technisch eine Katastrophe.

Wo kommt Ihr persönliches Engagement her?

Joachimsthaler (mit Blick auf Hackl): Also, ich denke, wir haben unsere ehrenamtliche Ader in die Wiege gelegt bekommen. Bei mir war der Vater so ein „Gesellschaftsmensch“ und, gell Bernhard, du hättest mit deiner Mutter auch gar nicht anders gekonnt! Spaß beiseite. Vereine sind die Motoren ländlicher Kommunen. Wir zählen in der Au 60 Vereine auf knapp 2.700 Einwohner:innen. Deshalb sitzen bei uns gerne einmal dieselben Persönlichkeiten an verschiedenen wichtigen Stellen. Weil sie dies aber mit solcher Begeisterung, Eifer und ohne dominantes Gehabe tun, kommt es selten zu Neid. Und wenn man, wie wir, noch dazu im Gemeinderat sitzt – Bernhard bereits in der dritten Legislaturperiode, ich in der Ersten – dann hat man schnell so seine 15 Vereine beieinander.

Hackl: Jaja, stimmt. Ich sollte vor Jahren das Grußwort der Gemeinde vor dem örtlichen Kaninchenzüchterverein sprechen. Da fragte mich die Vorstandsvorsitzende – Gott hab sie selig –, ob ich denn bereits Mitglied sei. Ich verneinte dies mit dem Hinweis, dass ich zwar zwei Katzen, aber keinen Hasen besäße. Da meinte sie schlicht: „Zählt a!“ (Beide lachen) Um aber bei Kultur und Musik zu bleiben: Man ist als Organisator nur so gut wie sein Publikum. Ich hasse Gemeinplätze, aber: Der Aurer per se ist gesellig und geht gerne weg! Wenn man hier zu einem Fest einlädt, und wenn es auch nur eine kleine Straßenfeier ist, dann kommen die Menschen einfach. Das erlebe ich in vielen anderen Gemeinden leider nicht so. Da gibt es mords eine schöne Veranstaltung und ich sitze nur da und denke mir: „Wo san‘ denn alle?“

Wie sehen Ihre Wünsche für den Verein aus?

Hackl: …dass es bald wieder weitergeht. In alter Frische, wenn möglich. Ganz still im Herzen trage ich natürlich die Hoffnung, 2021 noch ein bombastisches Event ausrichten zu können – so richtig mit Garde, Glanz, Glorie und ungetrübter Geselligkeit. Wenig realistisch, ich weiß, aber träumen darf man ja…

 

Das Regionalmanagement-Projekt „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.