Dahoam im Arberland
 

Elfriede Leitner – Mütterverein Ruhmannsfelden

Gerade hat sie den „Bayerwald-Boten“ aufmerksam  gelesen. So wie jeden Tag. Jetzt sitzt Elfriede Leitner  kerzengerade an ihrem Schreibtisch am Computer und sucht im Internet nach einem Kochrezept –  wie sie es gerne tut, wenn sie nicht recht weiß, was sie kochen soll.

Auf dem Laufenden bleiben, sich interessieren –   so  geht die  Ruhmannsfeldenerin durchs Leben.  Wach, den Menschen zugewandt, gelassen und zufrieden, das ist sie auch  mit   98 Jahren.   Elfriede Leitner  hat sogar noch die Energie, einen Verein zu führen: Seit über 40 Jahren ist  sie  Vorsitzende des Müttervereins Ruhmannsfelden. Ihm gehört zwar nur mehr  ein knappes Dutzend Mitglieder an. Aber den Kontakt zu diesen ebenfalls betagten Frauen zu pflegen ist für  die rüstige und rührige Seniorin eine Herzensangelegenheit. Dafür fühlt sie sich auch mit 98 Jahren noch nicht zu alt.

Mitte der 60er Jahre hat sich die Ruhmannsfeldenerin dem Mütterverein angeschlossen. Als sie 1981 den Vorsitz übernahm,  wollte sie viel mehr bieten als  gelegentliche Kaffee-Kränzchen. Es war ihr Anspruch, das Wissen der Frauen zu erweitern und ihren Blick zu weiten: Mit großer Freude organisierte Elfriede Leitner  Koch- und Backkurse, einen Computerkurs, Vorträge, Ausflugs- und Theaterfahrten. Damit auch alles perfekt klappte, ist sie  jede Tour  vorab  mit ihrem Mann abgefahren. In den 70er Jahren zählte der Mütterverein über 200 Mitglieder nicht nur aus Ruhmannsfelden, sondern auch aus den Nachbargemeinden Patersdorf und Zachenberg.

Neugierig aufs Leben ist die Seniorin seit ihrer Kindheit. „I war so kloa, dass i in an Masskruag einipasst hon“, erzählt sie mit einem verschmitzten Lächeln davon, dass sie schon immer schmächtig war. „Schwächlich, aber ehrgeizig und mit eisernem Willen und Disziplin“,  so beschreibt sie sich selbst. Deshalb war sie auch immer eine sehr gute Schülerin. „I war die G‘scheida in da Klass“, darüber freut sich Elfriede Leitner noch viele Jahrzehnte nach ihrer Schulzeit. Weder eine Schulmesse, noch eine Probe oder einen Auftritt ihres  Kinderchores ließ sie ausfallen. Sie hatte das Glück, dass ihr Vater  ein moderner Mann  war und seine drei Töchter förderte.

Elfriede Leitner wusste schon immer, was sie wollte.  Und sie hatte immer viel Energie. Als Jugendliche    radelte  sie mit ihren Cousinen eine Woche lang durch die Alpen.  Und auch  beruflich als  Sekretärin bei der Regentalbahn und im Landratsamt hat sie immer mindestens hundert Prozent gegeben. Sogar nach Feierabend ging sie nicht selten ins Büro, um alles zügig aufzuarbeiten.

Buchführung, Maschinenschreiben, Steno  – das Detailwissen, das  sie auf der dreijährigen Handelsschule gelernt hatte, war für sie später als Geschäftsfrau (ihr Mann war Schreiner und beide führten lange ein Möbelgeschäft am Marktplatz) genauso wertvoll wie in ihrem Ehrenamt beim Mütterverein. 45 Jahre lang war Elfriede Leitner Schriftführerin des Vereins, von dem sie sagt, dass er für sie ein Stück Heimat ist und bleibt:  „Ich bin meiner Großmutter heute noch dankbar, dass sie diesen Verein mitgegründet hat. Sie hat mir schon als Kind  den Glauben vorgelebt“. Diesen Verein würdig zu feiern, war ihr selbst im   Alter von 94 Jahren ein Anliegen: Mit der ihr eigenen Akribie hat Elfriede Leitner   im Dezember 2019 die 100-Jahr-Feier des  Müttervereins Ruhmannsfelden organisiert. Und auch bei dieser Gelegenheit bewiesen, dass sie kreativ und immer für Neues offen ist: Im Festgottesdienst durften Kinder die Fürbitten lesen und Fragen zum Jubelverein stellen.

Nach wie vor zeigt die rüstige Ruhmannsfeldenerin Flagge für ihren Mütterverein.  Bei der Diözesanwallfahrt kürzlich in Plattling war sie dabei – natürlich als älteste Teilnehmerin. Dafür gab es einen Sonderapplaus.

 

Text & Bild: Ingrid Frisch

Bereits erschienen in: Viechtacher Bayerwald-Boten