Dahoam im Arberland
 

Gerd Höpfl – Technik für Kinder e.V.

Über den Verein: „Kinder für Technik begeistern, heißt unsere wirtschaftliche Zukunft zu sichern!“ – lautet das Motto des gemeinnützigen Vereins „Technik für Kinder e.V.“, der seit August 2010 existiert. Zehn Jahre nach der Gründung wurde auch in Regen ein Technikhaus gebaut, wo seitdem fleißig gewerkelt wird. In den Ferien zum Beispiel, zusammen mit Schulklassen oder auch während des Clubbetriebs immer Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (Erweiterung auf noch mehr Tage bei Bedarf möglich). Das benötigte Material – Meterstäbe, Farben, Holzleisten usw. – erhalten sie meist als Spende von regionalen Betrieben. Mehr Infos auf http://www.tfk-ev.de/

Im Ehrenamt trifft nicht nur Jung auf Alt – auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Talenten, kulturellen Wurzeln und sozialen Hintergründen finden zusammen und machen gemeinsam unser schönes ARBERLAND ein Stück lebens- und liebenswerter. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Engagement-Projekten und -Bereichen wider: Vom Generationengärtner, über die Familienpatin, den Platzwart und Popmusikbeauftragten bis hin zum Klinikclown – die Liste an Möglichkeiten ist lang, die Welt positiv mit zu verändern. Damit auch im ARBERLAND jeder, der will, das Ehrenamt findet, das zu seinen individuellen Interessen, Fähigkeiten und Zeitressourcen passt – dafür sorgt unter anderem Ehrenamtsförderin Maria Schneider vom Landratsamt Regen. „Das Ehrenamt im Landkreis ist vielfältig – darauf sind wir stolz! Und damit das auch so bleibt, müssen wir diese Besonderheit nicht nur feiern, sondern auch fördern. Um andere zu inspirieren und zu motivieren, sich – in welcher Form auch immer – ebenfalls zu engagieren, möchten wir die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler erzählen.“

 

Inmitten des Regener Gewerbegebiets Metten setzen seit etwa drei Jahren kleine Technikfans große Ideen in die Tat um – von Seifenblasenmaschinen über Ritterburgen, Schmuckkästchen und Schreibtischlampen, bis hin zu Tischkicker und Liegestühlen. Ausreichend Platz zum Bohren, Hämmern, Löten und Malen bietet den Acht- bis Sechzehnjährigen das 2020 erbaute Technikhaus des Vereins „Technik für Kinder e.V.“. Ausreichend Erfahrung – und Zeit – wiederum, um den Nachwuchshandwerkern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, bringen sogenannte Mentoren mit. Gerd Höpfl aus Altnußberg ist seit 2021 einer von ihnen.

Wie sind Sie ehrenamtlicher Mentor beim TfK-Verein geworden?  

Höpfl: Kurz nach meinem Renteneintritt kam mein ehemaliger Nachbar – und TfK-Vorstand – auf mich zu: „Gerd, des wad doch ebs für di.“ Als gelernter Schreiner war ich schon interessiert, hatte aufgrund gesundheitlicher Probleme aber erstmal andere Dinge im Kopf. Zeit verging. Als wir irgendwann erneut aufeinandertrafen, war ich bereits vierfacher Opa. Und dieses Mal fiel meine Antwort auf seine Frage anderes aus: Ich sagte „Ja“. Auch deshalb, weil ich durch meine Enkel wieder daran erinnert wurde, wie viel Kinder sich von einem abschauen, wie viel man ihnen beibringen kann und wie wissbegierig sie sind. Inzwischen bin ich derjenige, der andere anspricht und zu überzeugen versucht – Rentnerkollegen zum Beispiel oder Freunde. Leider bisher ohne Erfolg, aber ich gebe nicht auf (lacht).

Das klingt, als könnten Sie weitere Unterstützung gebrauchen. Wie sieht die im Optimalfall aus?

Höpfl: Mentoren brauchen wir immer, noch dringender Mentorinnen, die wieder eine ganz neue Perspektive und neue Ideen ins Team mitbringen könnten. Im Moment sind wir zu neunt. Einer ist beispielsweise Ingenieur, ein anderer Zahnarzt, wieder ein anderer Beamter – wir decken fast alle Berufssparten ab. Im Grunde ist nämlich jeder als Mentor geeignet, der über etwas handwerkliches Geschick – oder zumindest Freude am Basteln – verfügt. Bei der Arbeit mit Kindern kann es manchmal laut und chaotisch werden, das muss man aushalten können. Aber neben den etwas Lebhafteren gibt es immer auch Zurückhaltende oder solche, die vielleicht eher ein offenes Ohr als eine helfende Hand benötigen, weil sie traurig sind oder Ängste haben, über die sie sprechen möchten. Nicht nur da heißt es dann: geduldig sein. Insgesamt bringen uns die Kinder und Jugendlichen aber mindestens genauso oft zum Lachen, wie sie unsere Nerven strapazieren.

Wann zum Beispiel?

Höpfl: Ich erinnere mich an eine Situation im letzten Jahr, als wir mit vereinten Kräften einen alten Rasenmäher wieder instand setzen konnten, der natürlich gleich in Aktion treten sollte. Ganz euphorisch mähten die Kinder alles um unser Technikhaus nieder, was sie finden konnten – so stolz waren sie auf „ihr“ Gerät. Wir mussten sie zurückhalten, nicht auch noch die benachbarten Grundstücke in Beschlag zu nehmen – oder den frisch angelegten Garten der Firma Penzkofer nebenan. An einem anderen Clubnachmittag konnte ich mir das Lachen ebenfalls nicht verkneifen, als mir einer von seiner Werkbank aus zurief: „Du Gerd, i kann nima weidaarbeiten, i hab meine Kalorien scho verbraucht.“ Da wurde mir bewusst, dass ich mich wohl besser endlich mit ihren Smartwatches beschäftigen sollte. Langweilig wird es bei uns dementsprechend nie. Und nicht nur wir bringen den Kindern etwas bei, sie uns umgekehrt schon auch!

Apropos beibringen – was möchten Sie denjenigen, die ins Technikhaus kommen, mit auf den Weg geben?

Höpfl: Dass sich die Jungs und Mädels künftig selbst besser zu helfen wissen, sie zum Beispiel eigenständig einen Nagel in die Wand schlagen oder einer IKEA-Anleitung folgen können, wenn die Eltern oder Großeltern mal nicht – oder nicht mehr – zur Stelle sind. Gerade auch später, in ihrem eigenen Haushalt, wenn die Handwerker mal wieder knapp sind und es dann beispielsweise darum geht, die neu gekaufte Waschmaschine oder Küche zu programmieren. Bei uns lernen sie schon in jungen Jahren spielerisch – unter anderem mit Bausätzen –, theoretische Pläne praktisch umzusetzen und Lösungen für technische Herausforderungen im Alltag zu finden. Außerdem dürfen sie im wöchentlichen Clubbetrieb kreativ sein, ihre ganz eigenen Ideen zum Leben erwecken. So entstehen dann aus angeschleppten Baumstämmen Dekotischchen für die Mama und aus Rasenmäher Gokarts. Wir Mentoren unterstützen sie, wo wir können, nehmen ihnen aber gleichzeitig nicht die Arbeit ab. Manche Projekte dauern dann eben etwas länger. Doch ohne ein fertiges Werkstück, ohne ein Ergebnis, haben wir noch nie jemanden nach Hause geschickt. Bevor die jungen Tüftler allerdings so richtig loslegen und auch mit Werkzeugen wie Bohrmaschinen oder Fräsen arbeiten dürfen, gibt es noch eine kleine Hürde: Sie müssen den „Technikführerschein“, ein kindgerechtes Schulungsprogramm unseres Vereins, absolvieren. Nach zwölf Modulen und einem kleinen Test können sie sich mit geschwellter Brust dann als „Juniormeister“ betiteln.

Und welchen Mehrwert ziehen Sie persönlich aus diesem Ehrenamt?

Höpfl: Es macht mir Freude zu sehen, wie stolz die kleinen Handwerker und Bastler auf das sind, was sie selbst geschaffen haben. Sie verlassen das Technikhaus oft nicht nur mit vollen Händen, sondern auch mit mehr Selbstvertrauen, besserer Laune, manchmal sogar neuen Freunden. Das merken die Eltern zuhause ebenfalls. An Weihnachten etwa haben uns ein paar Mütter Geschenke vorbeigebracht – als Dank für unsere Mühe und unsere guten Nerven. Und erst kürzlich überreichte uns ein Sechzehnjähriger, der lange im Clubbetrieb dabei war und ihn jetzt altersbedingt verlassen musste, ein Holz-Biertragerl samt Inhalt. Er hatte es hier bei uns unter dem Vorwand gebaut, es wäre ein Geschenk für seinen Vater. Das sind so Geschichten, die einen berühren. Da weiß man einfach, wofür man das Ganze macht. Und man selbst wird immer wieder aufs Neue gefordert. Also so viel ist sicher, ich kann mir das Kreuzworträtseln im Alter sparen, durch dieses Ehrenamt bleibe ich auch so geistig fit (lacht).

 

>> Mehr Informationen zum Unterstützungsangebot der Ehrenamtsförderung ARBERLAND und die Engagementmöglichkeiten in der Region: www.ehrenamt-im-arberland.de

Das Regionalmanagementprojekt „Ehrenamtsförderung ARBERLAND“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.