Dahoam im Arberland
 

Manuela Schiller, „Sohler Bienchen“ - Dorf- und Gartenbauverein Sohl

Über den Verein: Das ARBERLAND, wo Gartenkultur und Landespflege dank seiner Kreisvorsitzenden Rita Röhrl „Chefinnensache“ ist, zählt 31 aktive Vereine und rund 4.100 Gartler:innen. Die meisten Mitglieder – 342 und 331 – begrüßen Zwiesel und Frauenau, als kleinster Club darf das Schönauer Land mit 28 Ehrenamtlichen gelten. Zu den insgesamt sieben Jugendgruppen im Landkreis Regen gehören auch die „Sohler Bienchen“.

Hilfe in der Not, Begleitung sozialer Einrichtungen, Bewahrung des gesellschaftlichen Miteinanders, Kulturförderung – die Liste des freiwilligen Engagements und der Menschen dahinter ist lang.

Die Kurzumfrage „Ehrenamt im ARBERLAND in Zeiten von Corona“ hat hervorgebracht, wie der anhaltende Lockdown von heimischen Vereinsmitgliedern erlebt wird: Der Druck durch brachliegende Vereinstätigkeiten und fehlende Einnahmen steigt und die digitale Kommunikation ist für manche eher Problem als Lösung. Die wachsende Angst vor der Post-Pandemie und das Ausschauhalten nach einem Silberstreif am Horizont gehen Hand in Hand. Dennoch besteht Hoffnung auf eine Besserung der Situation. Man arbeitet mit ungebrochenem Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und Flexibilität. „Wir möchten die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler*innen erzählen und damit auch andere motivieren, dabeizubleiben und ihr unschätzbares Wirken in der Gesellschaft in schweren Zeiten nicht aufzugeben“, erklärt Schneider.

„Als Dorfverein ist man keine One-Man- oder Few-Men-Show, sondern eine Gemeinschaft“

Der Dorfplatz von Sohl, ein paar Kilometer außerhalb Teisnachs, steht mit seiner pittoresken Kapelle, dem steinernen Brunnen und bunt bepflanzten Blumenbeet paradigmatisch für den ganzen Ortsteil an sich: Er ist klein, aber liebevoll gepflegt und würde sich wunderbar auf jeder Postkarte aus dem Bayerischen Wald machen. Für diese Pflege zeichnet traditionell der heimische Dorf- und Gartenbauverein verantwortlich, der es, wie man nicht zuletzt der Lokalpresse entnehmen darf, schafft, bereits die jüngsten Sohler zu begeistern: Auf nur 140 Einwohner kommen 30 „Sohler Bienchen“, so der Name der Gartenbauverein-Jugendgruppe. Geleitet wird diese von Iris Kappenberger und ihrer Stellvertreterin Manuela Schiller, mit der wir uns bei schönstem Juliwetter zur Dorfrunde verabredet haben.

Frau Schiller, wie haben Sie das Coronajahr erlebt?

Schiller: Es war gesamtgesellschaftlich eine unheimlich herausfordernde Zeit, aus Vereinssicht möchte ich mich aber kaum beklagen. Klar, mussten wir aufgrund der Kontaktbeschränkungen Abstriche bei Bepflanzungsaktionen machen – sehr kleine Kinder werden jeden unbeobachteten Moment nutzen, um miteinander zu spielen – durch ein paar Kniffe am Ursprungsplan, guten Willen und eine große Portion Zusammenhalt konnten wir aber dennoch handlungsfähig bleiben. Anstatt in der Gruppe Weihnachtssterne zu basteln, haben unsere Mitglieder den bereits vorhandenen Schmuck in einer Kiste auf dem Dorfplatz hinterlegt. Dort konnten die Jüngsten dann getrennt voneinander und kontaktlos vorbeischauen und die noch nackte Sohler Tanne Stück für Stück zum Christbaum machen – individuelle Erinnerungsfotos der Familien inklusive. Ganz ähnlich sind wir an Ostern vorgegangen und haben dazu ermutigt, den Dorfbrunnen mit den selbst bemalten Ostereiern aus dem Vorjahr zu verzieren. Unser aller Highlight war aber der 6. Dezember 2020: Weil der Nikolaus die Kinder ja nicht wie sonst besuchen konnte, hat ein Mitglied – natürlich kostümiert – einen ausgedehnten Spaziergang durch die Straßen unternommen, sodass es auch wirklich jedes Kind vom Fenster aus mitbekam. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Wären die „Bienchen“ nicht im April 2019, sondern ein Jahr später gegründet worden, ich weiß nicht, ob so viele Kinder und Eltern ihren Weg zu uns gefunden hätten. Sicher wäre dann so manche schöne Aktion im Sand verlaufen.

Wo kommt Ihr persönliches Engagement her?

Schiller: Bei mir kommt das definitiv durch meinen Vater. Er ist bereits seit Jahren im Dorf- und Gartenverein als Kassier tätig und auch sonst ehrenamtlich sehr aktiv. Als die damalige Schriftführerin ihr Amt niedergelegt hat, war ich relativ schnell als Nachfolgerin im Gespräch, da ich berufsbedingt im Büro viel mit schriftlichen Korrespondenzen und Texten zu tun habe. Auch, wenn ich mich mit den klassischen Vereinszielen – also Gartenkultur, Dorfverschönerung, Heimatpflege, Natur- und Umweltschutz – schon identifizieren konnte, habe ich anfangs gezögert und befürchtet, noch einen Großteil meiner Freizeit mit Protokollen und Satzungselementen verbringen zu müssen. Das hat sich jedoch als unbegründet herausgestellt und ich war, ganz im Gegenteil, begeistert, wie unmittelbar man kreative Ideen einbringen und sich beteiligen kann – gerade in der Jugendgruppe. Als Mama von zwei kleinen Kindern hat man sowieso noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel: Für sie möchte ich die Welt als lebens- und liebenswerten Ort erhalten und ihnen Achtsamkeit mit Pflanzen und Tieren beibringen. Das beginnt in Sohl tatsächlich schon sehr früh: Bei der Geburt eines jeden neuen Bürgers bekommt dieser vom Gartenbauverein einen individuellen Obstbaum übergeben.

Wie sehen Ihre Wünsche für die „Sohler Bienchen“ aus?

Schiller: Nachdem wir vor Corona einen so fulminanten Start hatten, würde es mich natürlich freuen, wenn man an diesem Punkt wieder anknüpfen könnte – am liebsten mit „Vollkontakt“ und in der ganzen Kindergruppe. Die „Bienchen“ sind keine One-Man- oder Few-Men-Show. Vor so ziemlich genau zwei Jahren haben wir auf dem Grund von Landwirt Georg Kopp eine Blumenwiese angelegt und dort unser Bienenhotel aufgestellt. Vom Baumaterial über das Grundgerüst bis hin zum Inventar – Zapfen, Holz, Stroh, Ziegel, Steine – gab es zahlreiche Spenden bzw. fleißige Helfer aus dem Dorf und auch die Papas haben sich am Ende des Tages noch ins Zeug gelegt, damit die Gitterdrahtverkleidung wirklich saß. Von Tagen wie diesen hätte ich gerne wieder mehr – viel mehr! Im Sohler Neubaugebiet ziehen aktuell viele junge Familien zu. Wenn sich die ein oder andere von unserer Kindergemeinschaft anstecken ließe, wäre ich wirklich sehr happy.

 

Das Regionalmanagement-Projekt „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.