Dahoam im Arberland
 

Philipp Friedrich – Bike Patrol

Über das Ehrenamt:

Vor nicht ganz 25 Jahren entstand rund um den Geisskopf mit der MTB-Zone einer der ersten Bikeparks Europas und eine riesige Spielwiese für Up- und Downhill-Fans. Die Besucheranstürme der letzten Jahre riefen 2022 sie auf den Plan: die ehrenamtlichen Frauen und Männer der „Bike Patrol“ – einem bürgerschaftlichen Engagement, dass außerhalb von Organisations- und Vereinsstrukturen funktioniert. Ihr Ziel: ein sicheres und positives Trailerlebnis für alle. Mehr Infos: https://www.mtbzone-bikepark.com/geisskopf

Im Ehrenamt trifft nicht nur Jung auf Alt – auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Talenten, kulturellen Wurzeln und sozialen Hintergründen finden zusammen und machen gemeinsam unser schönes ARBERLAND ein Stück lebens- und liebenswerter. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Engagement-Projekten und -Bereichen wider: Vom Generationengärtner, über die Familienpatin, den Platzwart und Popmusikbeauftragten bis hin zum Klinikclown – die Liste an Möglichkeiten ist lang, die Welt positiv mit zu verändern. Damit auch im ARBERLAND jeder, der will, das Ehrenamt findet, das zu seinen individuellen Interessen, Fähigkeiten und Zeitressourcen passt – dafür sorgt unter anderem Ehrenamtsförderin Maria Schneider vom Landratsamt Regen. „Das Ehrenamt im Landkreis ist vielfältig – darauf sind wir stolz! Und damit das auch so bleibt, müssen wir diese Besonderheit nicht nur feiern, sondern auch fördern. Um andere zu inspirieren und zu motivieren, sich – in welcher Form auch immer – ebenfalls zu engagieren, möchten wir die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler erzählen.“

 

Mountainbiken boomt – auch im Bayerischen Wald! Der Bikepark bei Bischofsmais gilt als beliebter Anlaufpunkt für Adrenalinjunkies auf zwei Rädern. Mit seinen 16 Strecken rund um den 1097 Meter hohen Geisskopf bietet er nicht nur eine atemberaubende Kulisse, sondern auch genügend Abwechslung und sportliche Herausforderungen für Fahrer aus nah und fern und auf unterschiedlichem Niveau. Dafür, dass das Miteinander am Berg an einem Hotspot wie diesem gelingt, sorgen ehrenamtlich Philipp Friedrich und seine Crew der „Bike Patrol“.

Wie sind Sie zu diesem Ehrenamt gekommen?

Friedrich: Im Prinzip durch meinen Job. Als ich 2021 als Werkstattleiter im Bikepark angefangen habe, machten coronabedingt viele Urlaub dahoam. Und gar nicht wenige entdeckten im Zuge dessen den Mountainbikesport und auch unsere MTB-Zone für sich. Die Szene generell veränderte sich noch zusätzlich. Unter anderem deshalb, weil Leasing-Möglichkeiten wie JobRad etc. den Zugang zu den doch recht teuren Rädern erleichterten. Der Outdoor-Nischensport entwickelte sich langsam hin zum Breitensport und wurde beispielsweise auch für Familien interessant. Wir merkten das natürlich an den wachsenden Besucherzahlen. Doch mehr Kunden führten peu à peu auch zu mehr Beschwerden – meistens über die Fahrweise der anderen. Es wurde immer deutlicher, dass es eigentlich Ansprechpartner bräuchte, die gerade an den hochfrequentierten Wochenenden auf den Strecken präsent sind und für die Einhaltung der „Trailrules“ sorgen.

… und hier kommt „Bike Patrol“ ins Spiel.

Friedrich: Richtig. Ich wusste, dass es so etwas Ähnliches schon in Österreich gibt und brachte die Idee im Kollegenkreis ein, wo sie auf fruchtbaren Boden fiel. Inzwischen sind ein paar von uns seit etwa einem Jahr ehrenamtlich in der Freizeit als „Bike Patrol“ unterwegs, sehen auf den verschiedenen Strecken nach dem Rechten und sorgen für eine sicherere Umgebung am Berg. Eine Umgebung, in der Anfänger wie Profis wieder auf ihre Kosten, aber sich möglichst nicht mehr so häufig gegenseitig in die Quere kommen. Meistens drehen wir – von den Ferienzeiten mal abgesehen – an den Freitagen, Samstagen und Sonntagen unsere Runden, weil da der Andrang am größten ist und unser Einsatz deshalb am notwendigsten. Unsere roten Bike-Patrol-Shirts helfen, dass wir von den Parkbesuchern zum einen schneller wahrgenommen und zum anderen direkt angesprochen werden, wenn jemand Hilfe oder eine Auskunft braucht. Wir selbst greifen erst aktiv ein, wenn uns wirklich etwas negativ auffällt. Dass jemand drängelt oder mit dem Bike in einer unübersichtlichen Kurve stehenbleibt und damit andere gefährdet, sowas. Wir sind also nicht permanent dabei, die Parkbesucher zu maßregeln oder zu bestrafen.

Und was passiert, wenn jemand die Regeln missachtet?

Friedrich: Diejenigen, die anderen beispielsweise zu nah auffahren, wollen meist nur in ihrem Flow bleiben und sich beim Vordermann irgendwie bemerkbar machen. Dass sie den dadurch unter Druck setzen und das Unfallrisiko für sich selbst und die andere Person erhöhen, ist ihnen aber während des Fahrens oft nicht bewusst. Ihnen das wieder ins Gedächtnis zu rufen, ist meine Aufgabe. Ich beobachte, ordne die Situation für mich ein und nehme mir – um bei dem Beispiel zu bleiben – den Drängler dann bei der nächstbesten Gelegenheit kurz zur Seite und weise ihn ruhig und freundlich darauf hin, was er bei der nächsten Abfahrt besser machen kann und sollte. In diesem Fall: aus dem Trail rausfahren und kurz warten. In der Regel reagieren die Angesprochenen ganz gut auf uns, aber wie man in den Wald hineinruft, so kommt es eben auch zurück. Außerdem hilft es, dass ich mich als Mountainbiker in sie hineinversetzen kann und wir alle eigentlich das gleiche Ziel haben, nämlich die Zeit am Berg maximal zu genießen.

Soll das „Bike Patrol“-Team noch größer werden?

Friedrich: Im Moment sind wir zu sechst. Vor allem in den Sommermonaten könnten wir aber durchaus noch mehr ehrenamtliche Unterstützung gebrauchen. Wer also mit unseren Strecken und dem Park vertraut ist, selbst schon eine Weile Mountainbike fährt, ein offenes Wesen und ein gewisses Auftreten hat, kann uns gerne über die E-Mail-Adresse auf unserer Homepage kontaktieren und Teil der Crew werden. Wenn man vielleicht sogar ohnehin regelmäßig hier im Bikepark ist, hätte man so die Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen und gleichzeitig etwas Gutes für die Community und die Umwelt zu tun. Nur eines muss einem bewusst sein: Sobald man das rote T-Shirt drüberzieht, hat man eine Vorbildfunktion und sollte sich – logischerweise – selbst an die Regeln halten.

Was erhalten Sie im Gegenzug für Ihr Engagement zurück?

Friedrich: Einen Bikepark, in dem es Spaß macht, zu fahren. Wie viele andere Mountainbiker übe ich den Sport aus zwei Gründen aus: des Adrenalinrausches wegen und um den Kopf abzuschalten. Beides führt nicht zwangsweise dazu, dass man immer gute Entscheidungen trifft. Ich denke, da ist es einfach wichtig, als „Bike Patrol“ den Leuten und sich selbst wieder klarzumachen, dass wir uns alle den Berg teilen und deshalb aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Wenn das klappt, dann habe ich eine gute Zeit auf dem Trail – und die anderen auch. Darum geht‘s.

 

>> Mehr Informationen zum Unterstützungsangebot der Ehrenamtsförderung ARBERLAND und die Engagementmöglichkeiten in der Region: www.ehrenamt-im-arberland.de

 

Das Regionalmanagementprojekt „Ehrenamtsförderung ARBERLAND“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.