Dahoam im Arberland
 

Sebastian Heindl – Kiwanis-Club Viechtach

Über den Verein: Bei Kiwanis handelt es sich um eine weltweit tätige, über 100 Jahre alte Serviceorganisation, in der sich über 600.000 Menschen aus allen Berufen und Bevölkerungsschichten, überparteilich und über Konfessionen hinweg für die Jüngsten unserer Gesellschaft einsetzen. In Deutschland gibt es ca. 137 Kiwanis-Clubs, 2018 wurde auch einer in Viechtach gegründet. Mehr Infos auf: www.kiwanis-viechtach.de

Im Ehrenamt trifft nicht nur Jung auf Alt – auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Talenten, kulturellen Wurzeln und sozialen Hintergründen finden zusammen und machen gemeinsam unser schönes ARBERLAND ein Stück lebens- und liebenswerter. Diese Vielfalt spiegelt sich in den Engagement-Projekten und -Bereichen wider: Vom Generationengärtner, über die Familienpatin, den Platzwart und Popmusikbeauftragten bis hin zum Klinikclown – die Liste an Möglichkeiten ist lang, die Welt positiv mit zu verändern. Damit auch im ARBERLAND jeder, der will, das Ehrenamt findet, das zu seinen individuellen Interessen, Fähigkeiten und Zeitressourcen passt – dafür sorgt unter anderem Ehrenamtsförderin Maria Schneider vom Landratsamt Regen. „Das Ehrenamt im Landkreis ist vielfältig – darauf sind wir stolz! Und damit das auch so bleibt, müssen wir diese Besonderheit nicht nur feiern, sondern auch fördern. Um andere zu inspirieren und zu motivieren, sich – in welcher Form auch immer – ebenfalls zu engagieren, möchten wir die Geschichten einiger unserer Ehrenamtler erzählen.“

 

„Save the children of the world!“ – das haben sich alle Kiwanis-Clubs der Welt – und somit auch der in Viechtach – auf die Fahne geschrieben. Für dieses Ziel gehen Vizepräsident Sebastian Heindl und „seine“ umtriebigen Kiwanier auch mal unkonventionelle Wege.

Weshalb haben Sie sich für ein Ehrenamt beim Kiwanis-Club entschieden?  

Heindl: Meine Familie und ich sind erst letztes Jahr aus der Deggendorfer Gegend nach Viechtach gezogen – aufgrund meines Jobs in den Arberlandkliniken. Insbesondere für einen „Zuagroaßten“ wie mich kann eine Vereinsmitgliedschaft schon ungemein helfen, um in der neuen Heimat sozial schneller Fuß zu fassen. Insofern passte es vom Timing her ganz gut, dass ein enger Freund von mir damals Club-Präsident war und ich durch ihn auf Kiwanis aufmerksam wurde. Ich war sofort begeistert von dem sozialen Engagement für die Kinder und Jugendlichen der Region und habe mit meiner Euphorie offenbar auch meine Frau angesteckt. Noch im gleichen Jahr unseres Umzugs, also 2022, traten wir beide dem Verein bei – übrigens nicht als einziges Paar, wie wir später feststellten. Letztlich hat uns überzeugt, dass bei Kiwanis das Geld, das durch Mitgliedsbeiträge und verschiedene Aktionen generiert wird, eins zu eins an die rausgeht, die es dringend brauchen können, ohne dass sich irgendwer sonst daran bereichert. Es ist ein Geben ohne Nehmen – und das finden wir toll.

Wie darf man sich solche Aktionen vorstellen, mit denen Sie Spenden sammeln?

Heindl: Dank der Kreativität und der guten Vernetzung unserer Mitglieder einerseits und dem Austausch mit weiteren Kiwanis-Clubs andererseits recht abwechslungsreich und vor allem regionsbezogen. Darauf legen wir großen Wert, schließlich kommen die Gelder in den meisten Fällen auch wieder Kindern und Jugendlichen aus dem Landkreis zugute. Wir besprechen alle Ideen immer vorab bei unseren monatlichen Vereinssitzungen. Zur Faschingszeit bestellten wir dieses Jahr beispielsweise bei den lokalen Bäckereien Krapfen und boten den Firmen im Landkreis an, sie damit kistenweise am Unsinnigen Donnerstag und Faschingsdienstag gegen einen kleinen Aufpreis zu beliefern. Die Resonanz war super, genauso wie beim Krimi-Dinner am Vorabend des Viechtacher Brauereifestes. Jenes Fest nahmen wir – um ein weiteres Beispiel zu nennen – zum Anlass, um uns zusammen mit der örtlichen Gesellschaftsbrauerei einen Bierkrimi auszudenken, bei dem letztlich fleißig ermittelt, gegessen, getrunken und gespendet wurde. An Heilig Drei König werden wir wieder gegen einen kleinen Obolus „Baama ramma“, also Christbäume einsammeln und zur Verwertung bringen. Übers Jahr verteilt finden ca. zehn bis fünfzehn solcher Aktionen statt.

Und inwiefern konnten Sie mit diesen finanziellen Mitteln bereits Unterstützung leisten?

Heindl: Wo unsere Hilfe greift, hängt meist davon ab, ob uns Infos zugetragen werden oder wir selbst Bedarfe erkennen. Einige unserer Mitglieder sind beispielsweise Lehrer, die berufsbedingt sehr nah an unserer „Zielgruppe“ sind. Dass am ersten Schultag Kinder mit der Plastiktüte erscheinen, weil für mehr das Geld fehlt, ist leider kein trauriger Einzelfall. Für einen Schulranzen mit passendem Mäppchen usw. müssen Eltern immer tiefer in die Tasche greifen – da gehen dann schon mal bis zu 300 Euro über die Ladentheke. Das zu bezahlen, ist nicht allen Familien möglich, auch nicht bei uns im Bayerischen Wald. Deshalb führen wir seit Jahren eine Schultaschenaktion zusammen mit dem Schreibwarenladen Vogl Bärbl, dem Viechtacher Weltladen und dem Kaufhaus Bauer in Regen durch, bei der Bürgerinnen und Bürger ausrangierte Schulranzen abgeben können und im Gegenzug einen über Kiwanis finanzierten 20-Euro-Gutschein von den Geschäften erhalten. Heuer waren es 160 Schultaschen, aus denen sich bedürftige Kinder eine aussuchen konnten. Zum Schulanfang haben wir außerdem für die Erstklässler der Schulen, die daran Interesse bekundet haben, Warnwesten besorgt, um ihren Schulweg sicherer zu gestalten.

Ihr Wirkungsfeld beschränkt sich aber nicht nur auf den Schulkosmos, richtig?

Heindl: Wir haben beispielsweise auch schon einen Spielzeugtisch für die örtliche Klinik besorgt oder eine Flussfahrt für eine Gruppe behinderter Kinder organisiert – solche Dinge.  Wir helfen dort, wo Hilfe nötig ist. Auch bei Einzelschicksalen – sofern wir davon Wind bekommen. Das machen wir nur meist – mitunter um die gewünschte Anonymität zu wahren – nicht publik. Im letzten Jahr haben wir etwa von einer Familie mit einem schwerkranken Baby erfahren, die zur Therapie immer den weiten Weg nach Düsseldorf auf sich nehmen musste. Weil der Mutter die Belastung zu viel wurde, nahm der Vater unbezahlten Urlaub. Um zumindest die finanziellen Sorgen der Eltern etwas zu lindern, griffen wir ihnen unter anderem mit Fahrtgeld unter die Arme. Der Kontakt kam damals über die Oma zustande und besteht noch immer. Das war eine Geschichte, die mich sehr berührt und in meinem Ehrenamt bestätigt hat.

Was würden Sie sich für Kiwanis wünschen?

Heindl: Mit 37 Mitgliedern sind wir aktuell noch ein eher kleiner Verein – da wäre es schön, wenn wir in den Köpfen der Menschen mehr stattfinden, ja bekannter werden würden und natürlich das ein oder andere Mitglied dazugewinnen könnten. Wir sind weder ein elitärer Zirkel, noch gibt es DEN Kiwanier oder DIE Kiwanierin. Jeder Mensch, der sich für Kinder einsetzen und dafür seine eigenen Talente und Ideen einbringen, mitanpacken oder sich finanziell beteiligen will, kann bei uns aktiv werden. Wir haben zum Beispiel Leute, die gerne die Aushänge in der Stadt betreuen, andere organisieren lieber unseren Stand auf dem Bürgerfest, wieder andere halten sich im Hintergrund und unterstützen uns durch ihren Jahresbeitrag. Aufgrund der Zusammensetzung unserer Mitglieder konzentrieren sich aktuell noch viele Vereinstätigkeiten auf die Stadt Viechtach und Umgebung – das soll und muss aber nicht so bleiben! Wir wären gerne flächendeckender aufgestellt, denn viele unserer Aktionen wären leicht auf andere Orte, wie Regen oder Zwiesel, übertragbar. Egal, ob mit einer Spende oder einer Mitgliedschaft – am Ende des Tages ist alles, was man tut, um Kids zu unterstützen, es wert!

 

>> Mehr Informationen zum Unterstützungsangebot der Ehrenamtsförderung ARBERLAND und die Engagementmöglichkeiten in der Region: www.ehrenamt-im-arberland.de

Das Regionalmanagementprojekt „Ehrenamtsförderung ARBERLAND“ wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.